Traumata sind eine zentrale Ursache für menschliches Leiden. Ein Trauma hebt die zwischenmenschliche Verbundenheit auf, es beschädigt unsere Fähigkeit, anderen zu vertrauen und uns mit ihnen verbunden zu fühlen. Darunter leidet unsere Resilienz, sodass wir anfällig werden für weitere Traumatisierungen, zu denen es leicht kommt, wenn unsere Beziehungen bereits Schaden erlitten haben. Vor allem aber beschädigt das Trauma unsere Möglichkeit in Beziehung zu gehen, und nicht selten sind wir nicht die ersten in unserer Familie, die das erleiden. Dazu habe ich einen ausführlichen Beitrag geschrieben: „Wie das Trauma in Familie und Beziehung wirkt“. Um die Ursachen individuell zu ermitteln und gemeinsam Wege zur Heilung zu erforschen, biete ich dieses Online-Seminar an.
Was ist das überhaupt – ein Trauma?
Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Wunde“. Traumatische Erfahrungen überwältigen unsere Möglichkeiten von Verarbeitung und Bewältigung. Wir verlieren das Gefühl der Kontrolle, unsere Mechanismen zur Selbstregulation funktionieren nicht mehr. Das Trauma hinterlässt einen Bruch in unserer Schutzhülle und ein Gefühl von extremer Hilflosigkeit und Angst. Wir erleben einen Verlust. Wir verlieren das Gefühl für unsere Integrität, unsere innere Elastizität und Beweglichkeit, unser Selbstvertrauen, das Gefühl von Grenzen und Sicherheit, unsere Orientierung in Raum und Zeit, die Verbindung zu uns selbst und anderen. In der Folge werden wir reizbar und misstrauisch, können unter Albträumen und Schlafstörungen leiden und entwickeln ein stark erhöhtes Risiko für Suchterkrankungen und Depressionen.
Das Trauma schafft in Familien ein destruktives Muster
Vor allem die Abwehr von Trauerreaktionen, wie sie in Zeiten von Krieg und großer Not verbreitet ist, kann dazu führen, dass Familienmitgliedern Verluste nicht bewusst, Gefühle überhaupt blockiert werden. So können zentrale Bereiche der Persönlichkeit gleichsam einfrieren, erstarrt die Beziehungsfähigkeit, wird die Entwicklung von Beziehungen nachhaltig behindert. Das individuelle Leid des Kriegsheimkehrers, der Großmutter, die sexualisierte Gewalt erleiden musste, des gedemütigten oder immer wieder geprügelten Kindes – es sickert in das Familiensystem ein und schafft ein destruktives Muster von Bindung und Beziehung, das Generationen überdauern kann.
Diese Muster beschädigen unsere Beziehungsfähigkeit
Zahlreiche Studien belegen die Macht dieser Muster. Sie zeigen, wie stark sich die Begegnungen von Partnern, Eltern und Kindern generationenübergreifend ähneln, wie Einstellungen zu Erziehung, die Qualität von Ehen, Scheidungen, Kontaktabbrüche, Parentifizierung, Gewalterfahrungen und die Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung wiederholt und reinszeniert werden. Der Trauma-Experte Thomas Hübl beschreibt die Auswirkungen auf unsere Beziehungsfähigkeit: „Trauma entzweit Beziehungen. Auf persönlicher Ebene unterbindet ein Trauma die Beziehung zum eigenen Ich und sabotiert die Beziehung zu anderen.“
Heilung kann gelingen, wenn wir uns dem Trauma zuwenden
Wenn das Trauma bearbeitet wird, können wichtige Dinge geschehen: Wir gewinnen neues Vertrauen und neue Zuversicht, ein Gefühl für unsere eigenen Fähigkeiten und Ressourcen, entwickeln wieder Freude und Neugier, mehr Handlungsspielraum und Selbstwirksamkeit. Das Bewusstsein dafür, dass wir das Trauma überwunden und integriert haben, vermittelt uns ein neues Gefühl von Stärke. Was wir einst unter dem Trauma als Verlust erlitten haben, gewinnen wir nun zurück. Und all das nennen wir posttraumatisches Wachstum.
Die heilsame Kraft der Gruppe
Was ich in vielen Seminaren erlebe: die heilsame Wirkung, dass die anderen Teilnehmenden nicht die Stirn runzeln, wenn aus bedrängten Kindheiten oder schwierigen Beziehungen erzählt wird. Viel häufiger ist da ein Erkennen im Gesicht zu sehen: „Du erzählst ja meine Geschichte …!“ Wir erleben Verständnis, sind immer mal berührt, und niemand erhebt sich darüber.
Fragen, die uns im Seminar bewegen werden
- Was sind Traumata und wie zeigen sie sich?
- Welche Bedeutung haben Entwicklungstraumata für mein Leben?
- Welche Rolle spielen narzisstische Dynamiken in meiner Familie?
- Wie wirken sich Traumata auf Beziehungen aus?
- Wie lässt sich die transgenerationale Weitergabe von Traumata stoppen?
- Wie lassen sich Traumata heilen?
- Welcher Impuls ist für meine Familie oder Beziehung hilfreich – jetzt?
Das Seminar ist geprägt von einer Mischung aus inhaltlichen Impulsen und intensivem persönlichen Austausch. Damit ein echter Austausch gelingt, ist die Zahl der Teilnehmer:innen auf 15 begrenzt.
Daten
Datum: 10. und 11. Juni 2023
Uhrzeit: am 10. Juni: 10 bis 17 Uhr; am 11. Juni: 10 bis 15 Uhr
Beitrag: 185 Euro (inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer).
Die Anmeldung kann bis zu 10 Tage vor dem Seminar storniert werden, danach nur noch, wenn es Nachrücker:innen auf der Warteliste gibt.
Hinweis: Der Workshop hat keinen therapeutischen Charakter. Sollten Sie sich derzeit in therapeutischer Behandlung befinden, informieren Sie bitte Ihre*n Therapeut*in und besprechen Sie, ob eine Teilnahme sinnvoll für Sie ist. Dies ist Voraussetzung für die Teilnahme. Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie dem zu.