Nebenwirkungen im Coaching vermeiden
Ausführliche Diagnostik und klare Ziele: So führt Personal Coaching zum Erfolg.
Diese Studie erzeugte einigen Wirbel in der Coaching-Szene: „Coaching kann auch negative Effekte haben“. Sie stammte von einer Forschungsgruppe um Carsten Schermuly, Professor für Wirtschaftspsychologie an der SRH-Hochschule Berlin. In einer Onlinestudie hatte das Team 123 Coaches befragt und war zu spannenden Ergebnissen gekommen.
Nebenwirkungen sind meist nur kurzfristig
Danach traten in jedem zweiten Coaching Effekte auf, die vom Klienten oder Coach als unangenehm oder schädlich wahrgenommen wurden – gleichsam Risiken und Nebenwirkungen. Und dies waren die häufigsten:
- beim Klienten wurden tiefergehende Probleme angestoßen, die nicht bearbeitet werden konnten: 26 Prozent;
- ursprüngliche Ziele wurden abgewandelt, ohne dass der Klient es wollte: 17 Prozent;
- der Klient erlebte seine Arbeit als weniger bedeutsam: 17 Prozent;
- die Beziehung zum Vorgesetzten verschlechterte sich: 14 Prozent;
- die Arbeitszufriedenheit des Klienten nahm ab: 13 Prozent;
- die Arbeitsleistung des Klienten schwankte: 13 Prozent.
Was war da passiert? Nichts Dramatisches. Die meisten Nebenwirkungen traten nur kurzfristig auf, und die Coachings, auf die sich diese Ergebnisse bezogen, wurden erfolgreich abgeschlossen.
Wichtige Erfolgsfaktoren im Coaching
Im Interview mit mir sagte Carsten Schermuly dazu: „Es ist naheliegend, das etwas, das wirkt – und die Wirksamkeit des Coachings ist mittlerweile in großen Studien nachgewiesen –, auch Nebenwirkungen haben kann.“ Er fügte an: „Wenn zum Beispiel ein Klient, der sein Verhalten im Job verändern will, zunächst Anpassungsschwierigkeiten bekommt, ist das absehbar. Wenn er das weiß, wird er den Effekt als weniger dramatisch wahrnehmen.“ Zudem sei es normal, dass das Besprechen von Problemen und das Erinnern von negativen Erlebnissen unangenehme Gefühle anregen könnten.
Allerdings nennt die Studie auch wichtige Gründe für Nebenwirkungen, die im Prozess selbst entstehen. Carsten Schermuly: „Häufig ist es mangelnde Diagnostik, wenn Coachs sich zu Beginn zu wenig Zeit lassen, die Situation des Klienten umfassend zu verstehen. Sie steigen direkt in eine Problembearbeitung ein – und lösen ein Themen-Hopping aus, weil sich immer wieder andere Probleme aufdrängen. Eine gute Diagnostik ist eine wirkungsvolle Prävention. Ebenso ist die Festlegung eines Ziels, das sich tatsächlich erreichen lässt, ein wichtiger Faktor für den Erfolg.“
Das komplette Interview mit Professor Carsten Schermuly finden Sie in meinem Coaching-Dossier für Psychologie Heute. Lesen Sie, wie ich den Prozess im Personal Coaching strukturiere: „Sechs Schritte zum Erfolg“
Foto: contrastwerkstatt
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